Die Ameise zu Besuch
Hier einige Eindrücke vom Besuch des Solidartätsprojektes
To Mirmigi (Die Ameise) wurde im Herbst 2012 gegründet und ist das Solidaritätsnetz der sogenannten 6. Gemeinde Athens. Diese Gemeinde liegt am Rande des Zentrums der Stadt (noch Zentrum). Dort wohnen etwa dreimal so viele Menschen wie in Kiel. Mittlerweile beträgt der Migrantenanteil um die 40%. weitere 40% der Einwohner machen Rentner aus. Das ist der Ort, wo auch mein greiser Vater wohnt. Die 6. Gemeinde war schon vor der Krise eine arme Gemeinde, die Krise hat die Situation dort erheblich verschärft.. .
Ich habe die Ameise vergangenen November besucht. Das Projekt (oder die Solidaritätsstruktur, wie sie dort sagen) wurde von EinwohnerInnen der 6. Gemeinde gegründet. Sie erleben täglich die Misere der Gegend und die Aufgabe der Gemeinde seitens der Kommune und der Behörden. Z.B wird dort der Müll nur alle zwei Tage abgeholt, während er bis vor etwa 15 Jahren zweimal am Tag abgeholt wurde. Ein Schelm, wer denkt, Rassismus sei einer der Gründe dafür… Als Ergebnis dessen sind die Müllbehälter schnell voll, also häufen sich oft Müllberge auf den meist engen Straßen…
Immer mehr Einwohner der Gegend haben immer größere Schwierigkeiten damit, nicht nur in Würde zu leben, sondern das zu bekommen, was zum Überleben nötig ist. Immer mehr Familien – Nachbarn, Freunde, Verwandte – werden in die Verzweiflung der Armut und der sozialen Marginalisierung gedrängt.
Die Mitglieder der Ameise sind die Menschen vor Ort, die glauben, dass nur alle zusammen, vereint und solidarisch, wirksam die riesigen Probleme begegnen können, die von der auferlegten Krise herrühren. Das war der Grund für die Gründung der Ameise.
Die Funktion dieses Solidaritätsnetzes basiert auf zwei Prinzipien:
a) Solidarität von allen für alle ohne Diskriminierung und Ausschluss und
b) unmittelbares Treffen von Entscheidungen vom Kern derselben Menschen, die sich aktiv beteiligen und die Last der Befriedigung praktischer Bedürfnisse schultern.
Das Motto der Ameise ist:
Solidarität ist unsere Waffe gegen deren Krise, so dass wir alle zusammen uns das Recht auf Würde erkämpfen!
Das alte Haus, wo die Ameise „wohnt“ ist klein, aber warm und multifunktional, eben wie ein Ameisenhaufen… Es ist wochentags immer offen.
Die Hauptaktivitäten der Ameise bestehen darin:
•Nahrungsmittel für die Familien, die sie benötigen, zu sammeln und zu verteilen.
Zurzeit kann die Ameise bis zu 400 Familien regelmäßig unterstützen.
Nicht nur vor Ort im Haus, sondern auch in häufig veranstalteten reinen Tauschmärkten oder solidarischen Märkten (siehe Fotos).
•Kleidung, Schuhe und Decken zu sammeln und zu verteilen
•Bücher für die sich im Haus befindende Bibliothek und die Leihbibliothek zu sammeln.
•Spielzeug und Kinderbücher für den Spielplatz im Haus zu sammeln
•Medikamente zu sammeln und sie weiter an soziale Arztpraxen oder soziale Apotheken zu verteilen
•kulturelle Aktivitäten zu organisieren (Filmvorführungen mit Diskussion, Theatervorführungen, Musikabende,Lesungen, Dichterabende usw.)
•Sprachunterricht für MigrantInnen zu bieten (gratis)
•Juristische Hilfe für hochverschuldete Familien zu bieten
• Professionelle psychologische Hilfe zu bieten
Was mich dort am meisten beeindruckte, ist, dass die engagierten Menschen es in relativ kurzer Zeit geschafft haben, dass viele Leute, die Solidarität empfangen, sich selbst beim Projekt engagieren, regelmäßig nicht nur um zu nehmen, sondern auch um zu geben kommen, unglaublich aber auch ungezwungen diszipliniert agieren und zwar unabhängig von Nationalität und Hautfarbe. Ich habe auch erfahren, dass viele davon im Rahmen der Arbeit des Projektes politisch interessierter und sensibler geworden sind. Bei der Arbeit von der Ameise handelt es sich eindeutig nicht um Almosen, sondern um Solidarität im wahrsten Sinne des Wortes
…Nicht nur deshalb wurde im Sommer 2013 das Haus in einer Nacht mit Brandsätzen von Neonazis angegriffen. Es entstand erheblicher Sachschaden, aber verletzt wurde niemand. Die Neonazis sind in gewissen Gegenden der 6. Gemeinde von Athen leider sehr stark.
Grandios dagegen war die Solidaritätsdemo, die am nächsten Tag im Stadtteil für die
Ameise und gegen Faschismus stattfand.
Wir im Griechenland-Solidaritätskomitee Kiel sind stolz darauf, die Ameise unterstützen zu können!
Liebe Freundinnen und Freunde helfen Sie der Ameise, helfen Sie der Solidaritätsbewegung in Griechenland!
Wie jemand mal gesagt hat:
Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker!
2000 € haben wir in den letzten 2 Jahren diesem Projekt spenden können.
Spenden bitte an das folgende neue Spendenkonto:
Jürgen Dollase
Deutsche Skatbank Zweigniederlassung der VR-Bank Altenburger Land eG
IBAN: DE59 8306 5408 0004 1014 05
BIC GENODEF1SLR
Betreff: Solidarität mit Griechenland